Öst. Milizverlag

Noreia

Buch ca. 100 S. DIN A4

Noreia: Der militärwissenschaftliche Ansatz zur Lokalisierung des norischen Stammeszentrums, von Reinhard Stradner

Die Lokalisierung des wegen einer römischen Niederlage und einer erfolglosen Belagerung seitens der Boier in die antike Geschichtsschreibung eingegangenen Noreia ist eine bis heute ungelöste, den wissenschaftlichen Diskurs stets aufs Neue stimulierende und manchmal schon als leidig empfundene Streitfrage. Durch seine spezifische militärische Ausbildung und seine Erfahrung ermutigt, wagt der Autor den Versuch, das skizzierte Problem erstmals von einer gänzlich neuen Seite anzugehen. Er stützt sich dabei auf eine Methode, mit der sich im Grunde nur der Militärstratege vertraut wähnt und die im Fachjargon als „Beurteilung der Lage bzw. Führungsverfahren“ bezeichnet wird.

Am Beginn seiner militärwissenschaftlichen Arbeit stehen verständlicherweise die antiken Überlieferungen mit ihren spärlichen und interpretatorisch ambivalenten Aussagen. Daran anknüpfend wurden die von namhaften Wissenschaftern gewonnenen Erkenntnisse und Thesen einer kritischen Beurteilung unterzogen. Beide gemeinsam bilden sodann nebst karger Kartographie den Ausgangspunkt für eigene, über die bisherigen Zugänge hinausgehende Lokalisierungsansätze. Geographische und chronologische Gegebenheiten zu berücksichtigen und besonders der vierten Dimension – der Zeit – im Rahmen der militärwissenschaftlichen Betrachtungen genügend Augenmerk zu schenken, war dabei gleichsam eine conditio sine qua non. In deren Mittelpunkt stehen strategische, operative und militärtaktische Überlegungen, des Weiteren auch menschliche Aspekte. Anhand einer geographischen Homogenisierung der Tabula Peutingeriana und einer darauf abgestimmten Lagebeurteilung – fußend auf zwei vorhergehenden Kurzbeurteilungen samt einem erarbeiteten Auftrag für den (virtuellen) Zielbereich – kommt der Autor zum Schluss, dass jene von Caesar, Strabon, Appian sowie dem älteren Plinius erwähnte, norische Siedlung namens Noreia im Nahbereich zweier in der Tabula hintereinander genannter, homonymer Straßenstationen gelegen haben muss.

Der Autor gelangt letztendlich zur Überzeugung, mit seinem militärwissenschaftlichen Ansatz das fachwissenschaftlich immer noch nebulose und verworrene Bild von der geo- bzw. topographischen Situation Noreias – und damit auch des antiken Schlachtfeldes – geklärt oder zumindest einer Lösung näher gebracht zu haben. Es bleibt nun fraglos Aufgabe der Feldarchäologie, die sich um Noreia rankenden Rätsel durch Grabungen vor Ort endgültig zu klären und somit den Autor zu bestätigen – sofern dies ohne epigraphische Zeugnisse überhaupt gelingen kann.

28 Abbildungen, zahlreiches Kartenmaterial. Salzburg 2014.